Spiegellinsenobjektive |
Bild 1: Spiegellinsenobjektiv 10/1000mm mit Streulichtblende (im Vordergrund zum Vergleich ein 4,0/200mm) AllgemeinesAls Spiegellinsenobjektiv oder katadioptrisches Objektiv bezeichnet man ein Objektiv, welches aus Spiegeln und Linsen aufgebaut ist. Im Gegensatz dazu kommen in reinen Spiegelobjektiven keine Linsen zum Einsatz. Letztere sind als Fotoobjektive jedoch absolut unüblich; trotzdem werden Spiegellinsenobjektive fälschlicherweise oft als Spiegelobjektive bezeichnet. Dadurch, daß der Strahlengang gefaltet ist, ist die Baulänge solcher Objektive deutlich kürzer als ihre Brennweite. Dadurch kann man sie vorteilhaft alsBild 2: Spiegellinsenobjektiv 10/1000mm von vorne betrachtet Aufbau von Spiegelobjektiven und SpiegellinsenobjektivenEin Parabolspiegel wirkt wie eine ideale Linse, weil er Lichtstrahlen ohne die unvermeidlichenBild 3: Prinzip eines Spiegelobjektivs Außer bei Verwendung "nackter"elektronischer Bildsensoren ist dieses Prinzip wenig geeignet, weil bei nicht sehr großem Spiegeldurchmesser entweder die Kamera oder der Beobachter das Bild komplett abschattet. Bei Teleskopen leitet man daher das Strahlenbündel vor dem Brennpunkt seitlich aus dem Tubus des Teleskops heraus, siehe Bild 4: Newton-Spiegelteleskop Für die normale Fotografie ist dieses Prinzip nicht sonderlich gut geeignet, weil die Kamera nicht in der optischen Achse des Objektivs montiert werden kann sondern im rechten Winkel und auch noch relativ weit vorn in der Nähe der Eintrittsöffnung. Eine solche Objektiv-Kamera-Kombination wäre sehr unpraktisch. Man kann aber aus der Not eine Tugend machen: Man kann wie bei dem obigen Teleskop einen zweiten Spiegel verwenden, diesen aber so positionieren, daß er das Strahlenbündel nicht im rechten Winkel aus dem Objektiv ausleitet sondern nach hinten durch den Hauptspiegel, der dazu im Bereich der optischen Achse mit einem Loch versehen werden muß. Um die Spiegelfläche des Umlenkspiegels und damit die Abschattung zu reduzieren, kann man einen Konvexspiegel verwenden, der die Lichttrahlen ein wenig divergieren läßt, wodurch man ihn weiter vorn montieren kann. Dadurch verlängert sich zwar die Baulänge des Objektivs im Vergleich zu einem Planspiegel aber auch die Brennweite des Objektivs. Diese als Cassegrain-Teleskop bekannte Konstruktion ist in Bild 5: Spiegelobjektiv für die Fotografie (Cassegrain-Teleskop) Leider ist die Herstellung von Parabolspiegeln in der notwendigen Genauigkeit schwierig, weshalb diese teuer sind. Viel einfacher herstellbar und damit deutlich billiger sind sphärische Spiegel, deren Oberfläche exakt kugelförmig statt wie eigentlich erforderlich parabolisch ist. Die dadurch hervorgerufene sphärische Aberration ist entweder so klein, daß sie keine Rolle spielt (bei sehr lichtschwachen Objektiven), oder man korrigiert sie durch den Einsatz von zusätzlichen optischen Elementen. Eine solche vorteilhafte Konstruktion, die bei zahlreichen Spiegellinsenobjektiven für fotografische Anwendungen Verwendung findet und sehr populär ist, trägt nach seinem Erfinder die Bezeichnung Maksutov-Objektiv oder Maksutov-Cassegrain-Objektiv. Hierbei korrigiert eine recht dicke, gekrümmmte Glasplatte einen großen Teil der durch den sphärischen Hauptspiegel verursachten Bildfehler. Bei manchen der zahlreichen Abwandlungen dieser Konstruktion wird diese Platte durch eine ganz schwache Zerstreuungslinse ersetzt. Der Umlenkspiegel (oft Fangspiegel genannt) kann wie in Bild 6: Maksutov-Cassegrain-Objektiv Bei allen Spiegelobjektiven und Spiegellinsenobjektiven ist es sehr schwierig, eine verstellbare Blende zu installieren, weshalb darauf üblicherweise verzichtet wird. Gängige Spiegel- bzw. Spiegellinsenobjektive können daher nicht abgeblendet werden. Wie bei den meisten Superteleobjektiven befinden sich Brennweite und Lichtstärke in einem Bereich, in dem man ohnehin nur selten den Wunsch verspürt, abblenden zu wollen, sondern eher aufblenden möchte, um eine in Anbetracht der großen Brennweite ausreichend kurze Belichtungszeit zu erzielen. Besondere Eigenschaften von SpiegellinsenobjektivenSpiegellinsenobjektive haben im Vergleich zu konventionellen Linsenobjektiven gleicher Brennweite den Vorteil, eine kurze Baulänge zu besitzen und leicht zu sein. Gleichzeitig sind sie deutlich billiger als vergleichbare Linsenobjektive. Zumindest einige hochwertige Vertreter der Spiegellinsenfraktion besitzen zusätzlich eine hohe Abbildungsqualität, was aber bei weitem nicht auf alle Objektive dieser Bauart zutrifft. Spiegel- und Spiegellinsenobjektive besitzen jedoch leider auch einige eklatante Nachteile. Einer ist, daß sie sehr streulichtanfällig sind, weshalb eine Streulichtblende bei vielen Modellen zum Lieferumfang gehört. Ein anderer Nachteil ist ihr Bokeh. Darunter versteht man die Form der Unschärfekreise, die normalerweise scheibchenförmig sind. Wegen des zentrisch angeordneten Umlenkspiegels besitzen alle Spiegellinsenobjektive eine ringförmige Eintrittsöffnung, und so ist es auch nicht verwunderlich, daß die Unschärfekreise ebenfalls ringförmig sind, was mitunter zu ungewohnt aussehenden Bildresultaten führt. Auch die Fertigungsqualität ist nicht immer optimal, speziell was den Hauptspiegel angeht. Einen dicken und massiven Glasblock (wie in den Schemata weiter oben angedeutet) leistet sich kaum ein Hersteller. Die oftmals verwendeten dünnen Spiegel verspannen sich leicht in der Fassung und verschlechtern so die Bildqualität.Wie schon erwähnt besitzt aus physikalischen Gründen kein industriell hergestelltes Spiegellinsenobjektiv eine verstellbare Blende. Eine bei guten Lichtverhältnissen wünschenswerte Erhöhung der Schärfentiefe durch Einstellen eines größeren Blendenwerts ist damit unmöglich. Will man die Belichtungszeit verlängern, um Bewegungsunschärfen zu erzielen, muß man auf Graufilter zurückgreifen. Da Spiegellinsenobjektive keine veränderliche Blende besitzen, entfällt auch die Mechanik zur Blendeneinstellung incl. der Übertragung zur Kamera und die Springblende. Spiegellinsenobjektive mit Autofokus gab es ohnehin nie. Dies spart einerseits auf der Fertigungsseite Kosten, andererseits gibt es außer der Befestigung (also dem Kamerabajonett) keine Schnittstelle zur Kamera, die verschiedene Kamerahersteller bekanntlich leider stets zueinander inkompatibel ausführen. Der positive Effekt ist abgesehen von der einfacheren und damit billigeren Mechanik, daß man nicht nur auf das Angebot des jeweiligen Kameraherstellers beschränkt ist, sondern ein beliebiges Spiegellinsenobjektiv mit M42- oder T2-Anschluß mittels eines Adapters ohne jegliche Funktionseinschränkung an seiner Kamera benutzen kann. Wenn Sie die Wahl haben, sollten Sie ein solches mit T2-Anschluß kaufen, da bei diesen der erforderliche Kameraadapter fest installierbar ist und damit de facto das Objektiv das richtige Kamerabajonett besitzt, während ein M42-Adapter bzgl. Montage und Demontage eine eher fummelige Lösung ist. Aufgrund der genannten Nachteile sind Spiegellinsenobjektive nicht gerade die erste Wahl. Allerdings sind sie meistens ein gutes Stück billiger als Linsenobjektive gleicher Brennweite und gleicher Lichtstärke. Darüberhinaus sind sie deutlich leichter und handlicher. Spiegellinsenobjektive sind zwar ab ca. 250 mm Brennweite erhältlich, aber im Vergleich zu Linsenobjektiven dieser Brennweite besitzen sie keine nennenswerten Vorteile. Die meisten Modelle besitzen daher eine Brennweite von 500 oder | |||||||||||||||||||
|
Alle Angaben in Zusammenhang mit dieser Site wurden nach bestem Wissen und Gewissen gemacht. Trotzdem kann hierfür keine Haftung übernommen werden. Schadenersatzansprüche jeglicher Art sind grundsätzlich ausgeschlossen. Alle Bilder und Texte sind urheberrechtlich geschützt und Eigentum von Chr. Caspari (sofern nicht anders gekennzeichnet). Es gelten die allgemeinen Mitteilungen über Fehler sind stets willkommen (Kontaktmöglichkeiten siehe Letztes Update dieser Seite: 01.10.2023 (Untergeordnete Seiten können aktueller sein) |