Lichtstarke Objektive |
Bild 1: Lichtstarkes Objektiv 1,8/135mm AllgemeinesLichtstarke oder gar superlichtstarke Objektive sind der Traum eines jeden ernsthaften Fotografen. Wer allerdings denkt, ein solches Objektiv bedeute das Ende aller Probleme, liegt grundsätzlich falsch. Nachfolgend erfahren Sie, wofür lichtstarke Objektive sinnvoll sind, wie man sie richtig nutzt und wann man besser zu einem "normalen" Objektiv greift.GrundlagenWie schon inBei Teleobjektiven steigt der erforderliche Linsendurchmesser für eine gleichbleibende Lichtstärke proportional mit der Brennweite. Dem maximalen Durchmesser sind jedoch nicht nur handhabungstechnische (Größe, Gewicht), physikalische (Korrekturaufwand) und fertigungstechnische sondern vor allem auch finanzielle Grenzen gesetzt, denn der Preis für eine Linse steigt deutlich überproportional mit dem Durchmesser. Während man 50-mm-Objektive mit Lichtstärke 1,2 oder gar 1,0 kaufen kann, gibt es im Standardprogramm der bekannten Hersteller keine lichtstärkeren 300-mm-Objektive als mit Lichtstärke 2,8. Bei noch größeren Brennweiten sind selbst für Lichtstärke 4,0 Beträge fällig, für die man problemlos einen nagelneuen Kleinwagen kaufen kann. Weitwinkelobjektive hingegen haben andere Probleme: Bei normaler Lichtstärke ist ohnehin die Bildqualität in den Randbereichen trotz hohen Korrekturaufwands nicht gerade berauschend. Bei größerer Lichtstärke würde sie noch weiter abnehmen. Bei kurzen Brennweiten kann man zudem gemäß der Faustregel "Verschlußzeit kürzer als 1/Brennweite" bei relativ langen Verschlußzeiten verwacklungsfrei fotografieren, so daß man eine extrem hohe Lichtstärke nicht wirklich braucht. Bei beispielsweise VerwendungsmöglichkeitenDie große Blendenöffnung d.h. der sehr kleine Blendenwert hat zwei Effekte: Erstens kommt mehr Licht auf den Film, und zweitens ist die Schärfentiefe geringer als bei Objektiven normaler Lichtstärke. Das Mehr an Licht bei voller Blendenöffnung hat kürzere Verschlußzeiten als bei geringerer Lichtstärke zur Folge. Dies nutzt man z.B. bei der Available-Light-Fotografie aus, wo man die natürliche Lichtstimmung einfängt, d.h. auf den Einsatz von Blitzgeräten oder Fotolampen verzichtet. Weil es in Innenräumen auch tagsüber oft sehr dunkel ist, gelingt dies nur mit sehr lichtstarken Objektiven ohne Verwacklung. Man könnte zwar bei lichtschwächeren Objektive ein Stativ verwenden, jedoch funktioniert dies nur beschränkt, weil kaum eine Person ohne Aufforderung sich so ruhig verhält, daß sie bei einer Verschlußzeit von beispielsweiseWeitere Anwendungsgebiete sind die Sportfotografie und andere Situationen, bei denen man schnell bewegte Objekte scharf abbilden will. Wer kennt nicht die Sportfotografen mit ihren riesigen Objektiven, an denen das Kameragehäuse wie ein kleines Zubehörteil erscheint? Ziel ist es in allen Fällen, möglichst kurze Verschlußzeiten zu erreichen, um die Bewegungsunschärfe auf ein Minimum zu reduzieren. Außer bei hellem Sonnenschein gelingt dies nur mit sehr großer Blendenöffnung. Für die Sportfotografie, bei der man nicht sehr nahe ans Objekt herankommt (z.B. Fußball), kommen vor allem Teleobjektive mit Brennweiten ab Bild 2: Objektivvergleich 2,8/135mm (links) mit 1,8/135mm (rechts) In Bei Portraitaufnahmen möchte man meistens den Hintergrund in Unschärfe versinken lassen. Dies gelingt umso besser, je höher die Lichtstärke und je länger die Brennweite ist, was natürlich auch auf andere Aufnahmesituationen zutrifft. Eine gute plastische Darstellung erreicht man bei Brennweiten um GrenzenWo Licht ist, ist auch Schatten; und dies ist auch bei sehr lichtstarken Objektive so. Sie besitzen nämlich in der Regel besonders aufgrund der mit zunehmender Öffnung steigender sphärischen Aberration eine schlechtere Bildqualität als Objektive mit normaler Lichtstärke. Dies versucht man meistens mit mehr Linsen zu korrigieren, aber einerseits gelingt die Korrektur nicht zu 100%, und andererseits erhöht man durch die zusätzlichen Linsen die Streulichtempfindlichkeit. Dies ist der Preis, den man für die hohe Lichtstärke bezahlen muß. Lichtstarke Objektive sind meistens auf die Verwendung bei voll geöffneter Blende optimiert, d.h. Kontrast und Schärfe verbessern sich durch das Abblenden im Gegensatz zu den meisten anderen Objektiven nicht wesentlich. Für eine optimale Bildqualität sollte man statt abzublenden lieber ein "normales" Objekiv verwenden. Zudem sind sehr lichtstarke Objektive nicht nur deutlich größer als ihre lichtschwächeren Kollegen sondern aufgrund der großen Glasmassen auch ganz erheblich schwerer. Sie sind daher Spezialisten, die für Situationen, in denen die hohe Lichtstärke nicht benötigt wird, nicht sehr geeignet sind. Genausowenig sind sie erste Wahl für Urlaubsreisen, wo es normalerweise auf möglichst kleine Abmessungen und geringes Gewicht ankommt. Als Vergleich: Mein 4.0/200mm wiegt ca.Bild 3: Objektivvergleich 4,0/200mm (links) mit 2,5/200mm (rechts) Ebenfalls oft einschränkend ist die bei offener Blende sehr geringe Schärfentiefe, die eine sehr genaue Scharfeinstellung erfordert. Dies ist aus gestalterischen Gründen nicht selten willkommen (typisches Beispiel sind Portraits), oft aber absolut unerwünscht wie z.B. bei Sportaufnahmen, bei denen man die geringe Schärfentiefe in Kauf nehmen muß, um die Bewegungsunschärfe zu minimieren. Selbst bei Portraits kann eine zu geringe Schärfentiefe störend sein, wenn man sich nämlich entscheiden muß, ob die Nasenspitze, die Augen oder die Ohren scharf abgebildet werden sollen (Tip: Immer auf die Augen scharfstellen, sonst sieht die Person wie tot aus). Ein letzter Punkt ist die Streulichtempfindlichkeit. Aufgrund der im Vergleich zu "normalen" Objektiven großen und in höherer Anzahl vorhandenen Linsen hat schräg einfallendes Licht gute Chancen, sich an den Glasflächen zu spiegeln und auf Umwegen auf dem Film zu landen. Es ist daher vor allem bei sehr lichtstarken Objektiven äußerst ratsam, schräg einfallendes Licht durch eine geeignete Sonnenblende abzuschirmen. | |||||||||||||||||||
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