Das Objektiv |
GrundsätzlichesEin Objektiv besteht grundsätzlich aus einer mehr oder minder großen Anzahl von Linsen und einer Fassung, d.h. salopp gesagt der Halterung für die Linsen. Es wird manchen verwundern, daß "für das bißchen Glas" sooo schrecklich viel Geld verlangt wird. Zwar will ich nicht unbedingt eine Lanze für die Hersteller brechen, denn die Preiserhöhungen in den letzten 10 Jahren waren zum Teil schlicht unverschämt, aber doch sollte man auch würdigen, daß es sich um Präzisionsteile handelt: Die Linsen, von denen teilweise 15 oder mehr in einem Objektiv stecken, sind schließlich kein billiges Fensterglas sondern optische Präzisionsteile, die mitunter aus exotischen und damit sehr teuren Gläsern hergestellt sind.Von der Fassung sieht man kaum mehr als das zylindrische Äußere. Trotzdem verbirgt sich dahinter eine ziemlich komplizierte Feinmechanik. Denn in modernen Zoom-Objektiven müssen sowohl bei der Änderung der Brennweite als auch der Entfernungseinstellung gleich mehrere Linsengruppen mit hoher Genauigkeit gegeneinander in komplizierten Bewegungen verstellt werden. Auf der anderen Seite wird jemand, der die Preise für eine ganz normale Brille kennt, überrascht sein, wieso preisgünstige Objektive so billig sein können, wie sie nun einmal sind. Denn so preistreibende Details wie die bei Brillen angebotene Superentspiegelung sind bei Objektiven schon seit langen Jahren absoluter Standard, und zwar bei qualitativ hochwertigen Objektiven für jede enthaltene Linse. Brennweite eines ObjektivsWenn Sie eine Lupe in die Sonne halten, werden Sie bei richtig gewähltem Abstand zu z.B. einem Blatt Papier feststellen, daß sich die Sonnenstrahlen in einem einzigen Punkt treffen und nach einiger Zeit das Papier entzünden. Der Abstand entspricht der sogenannten Brennweite der Lupe (Brennweite deshalb, weil man früher so öfter Feuer entzündet hat).Beim Fotografieren spielt es natürlich keine Rolle, wie weit man ein Objektiv von Papier weg halten muß, damit dieses durch die in einem Punkt konzentrierten Sonnenstrahlen entzündet wird. Aber die Brennweite ist eine Größe, von der die sehr wichtige Kenngröße Bildwinkel abhängt. Der Bildwinkel beschreibt physikalisch gesehen, in welchem Winkel sich maximal Objekte befinden fürfen, damit sie gerade noch auf dem Film abgebildet werden. Salopp gesagt bedeutet ein großer Bildwinkel, daß das Objektiv verkleinert d.h. "viel auf dem Film bringt" bis hin zum Extrem einer schon fast surrealistischen Abbildung eines Fischaugen-Objektivs Bild 1: Bildwinkel Was Sie sich unbedingt merken sollten, ist folgendes: Kurze Brennweite = großer Bildwinkel = verkleinernde Abbildung Lange Brennweite = kleiner Bildwinkel = vergrößernde Abbildung Objektive mit geringem Bildwinkel ("Fernrohr") bezeichnet man als Teleobjektive und solche mit großem Bildwinkel als Weitwinkelobjektive. Extrem kurz- bzw. langbrennweitige Objektive sind als Superweitwinkel- bzw. Superteleobjektive bekannt. Der Zusatz "Super" betrifft nicht nur die Brennweite sondern leider auch den Preis. Es gibt eine Brennweite, bei der der Bildwinkel dem des menschlichen Auges entspricht. Sie beträgt knapp unter 14 - 15 - 16 - 17 - 18 - 20 - 24 - 28 - 35 - 50 - 85 - 100 - 135 - 200 - 300 - 400 - 500 mm In der Praxis häufig genutzt werden Brennweiten zwischen ungefähr 28 und Genaueres zu Brennweite und Bildwinkel: Ein ideales Objektiv erzeugt eine je nach Brennweite und Objektabstand verkleinerte oder vergrößerte Abbildung der realen Welt mit immer unendlich großen Ausmaßen. Der Bildwinkel Alpha ergibt sich erst daraus, daß man den maximalen Winkel des Lichts bestimmt, der gerade noch auf dem Negativ auftrifft; der Rest ist ohnehin nicht interessant, weil er ja nicht auf dem fotografischen Material abgebildet wird. Je kleiner die Abmaße des Negativmaterials sind, desto geringer ist damit auch der Bildwinkel. In
Somit wird es Sie wohl kaum überraschen, daß ein Objektiv mit beispielsweise LichtstärkeDie Lichtstärke eines Objektivs besagt salopp gesagt, wieviel Licht ein Objektiv bei voll geöffneter Blende auf den Film läßt. Sie hängt grob gesagt vom Durchmesser der Frontlinse eines Objektivs ab (bei Superweitwinkelobjektiven muß die Frontlinse aus konstruktiven Gründen größer sein). Um die Werte verschiedenener Objektive miteinander vergleichen zu können, bezieht man diesen Wert auf die Brennweite und erhält beispielsweise einen Wert von 1:2,0. Bei einer Brennweite vonDer Wert hinter dem "1:" gibt die größtmögliche Blendenöffnung an, also hier 2,0. Die Lichtmenge ändert sich nicht linear mit dem Durchmesser sondern quadratisch, da der Öffnungsquerschnitt sich quadratisch mit dem Durchmesser verändert. Die Blendenreihe lautet daher: 1,0 - 1,4 - 2,0 - 2,8 - 4,0 - 5,6 - 8,0 - 11,0 - 16,0 - 22,0 - 32,0 Jede Stufe Richtung der größeren Zahl bedeutet eine Halbierung der Lichtmenge, d.h. einer Abnahme der Lichtstärke um einen sogenannte Blendenwert oder Blendeneinheit. Bei einer vorgegebenen Empfindlichkeit des Films bedeutet dies, daß man mit einem Objektiv mit hoher Lichtstärke in dunklerer Umgebung fotografieren kann als mit einem lichtschwachen. Und es ist wirklich oft dunkler als einem lieb ist. Eine Faustregel besagt, daß auch geübte Fotografen mit ruhiger Hand keine Verschlußzeiten verwenden sollten, die länger sind als 1:Brennweite in Millimetern. Bei beispielsweise Nun könnte man auf die Idee kommen, das fehlende Licht durch ein Zoom-ObjektiveFrüher mußte man mit vielen Objektiven verschiedener Brennweite durch die Welt ziehen. Heute ersetzt man mehrere Objektive durch ein einziges Zoom-Objektiv. Bei diesen Objektiven kann man zwischen zwei konstruktiv bedingten Grenzbrennweiten stufenlos jede gewünschte BrennweiteLeider unterliegen vor allem Zoom-Objektive als Massenprodukt dem harten Wettbewerb, der fast nur noch über den Preis geführt wird. Dadurch zeichnet es sich ab, daß sich wieder einmal Masse statt Klasse durchsetzt. Dies äußert sich in einer klapprigen, wenig haltbaren Mechanik im Zusammenspiel mit einer ziemlich lichtschwachen Optik, deren Qualität man mit "reicht gerade noch so eben für 08/15-Fotos im 10x15-Format" beschreiben kann. Als allgemeine, grobe Richtschnur kann man sagen, daß Zoom-Objektive umso besser sind, je kleiner die Variationsmöglichkeit der Brennweite ist, sofern der Hersteller nicht aus Wettbewerbsgründen an allen Ecken spart. Viel mehr als Faktor 3 (d.h. beispielsweise Interessant ist der Ansatz des Kamera- und Objektivherstellers Canon, mit einem in das Objektiv integrierten, elektronisch gesteuerten optischen System das Verwackeln, das beim Fotografieren aus der Hand unvermeidbar ist, in Grenzen auszugleichen. Dadurch kann man ungefähr zwei Belichtungsstufen länger belichten, so daß andersherum gesagt bei identischem "Verwacklungsgrad" das Objektiv zwei Blendenwerte lichtschwächer sein darf als ein herkömmliches Objektiv. Welches Objektiv wählen?SucherkameraBei Sucherkameras ist es einfach, da das Objektiv außer bei sehr teuren manuellen Modellen fest eingebaut und nicht auswechselbar ist: Sie müssen die Kamera so nehmen wie sie ist. Ich möchte Ihnen raten, dem Objektiv allergrößte Bedeutung beizumessen, viel mehr als der restlichen Kamera, denn das Objektiv macht schließlich das Bild und nicht die Elektronik. Bei Kameras mit fester Brennweite sollten Sie eine Lichtstärke unter 1:2,8 nicht akzeptieren. Der Trend geht jedoch leider eher in RichtungZoom-Objektive besitzen leider Lichtstärken, die einem das Fotografieren durchaus verleiden können. Bei maximaler Brennweite nimmt die Lichtstärke teilweise bis auf 1:11 ab. Damit wird selbst Fotografieren bei hellem Sonnenschein mitunter zu einem argen Problem. Meine Meinung: Unbrauchbar! Das Gemeine daran ist, daß die Lichtstärke bei längster Brennweite, eben weil sie so abschreckend ist, gerne verschwiegen wird oder bestenfalls irgendwo im Kleingedruckten erscheint. Überschlägig können Sie sie bestimmen, indem Sie den Durchmesser der Frontlinse, der sich ja leicht ermitteln läßt (Vorsicht: nicht den Durchmesser eines eventuell vorhandenen größeren Filters messen!), durch die maximale Brennweite dividieren. Bei beispielsweise SpiegelreflexkameraWenn Sie die Prospekte von Objektivherstellern studieren, werden Sie möglicherweise aufgrund des großen Brennweitenbereichs die Anschaffung eines Objektivs mit einer Brennweite vonNun könnten Sie auf die Idee kommen, als Ausgleich einen höherempfindlichen Film zu verwenden. Dies müssen Sie auch, wenn Ihr Objektiv lichtschwach ist. Höherempfindliche Filme sind jedoch nicht nur teurer, was zu verschmerzen wäre, sondern auch schlechter als Standardfilme mit 100ASA. Ein 400er Film ist beispielsweise um 2 Blendenstufen empfindlicher als ein 100er, aber grobkörniger, in der Gradation flacher (liefert also nicht so "knackige" Bilder) und auch die Farben sind flauer. Alles, was über 400ASA hinausgeht, ist nur für spezielle Anwendungsfälle gedacht, da die Bildqualität massiv Was ich Ihnen nahelegen möchte, ist als Erstanschaffung ein Objektiv mit einem Brennweitenbereich zwischen 28 und ca. 100 mm. Dies deckt nach meiner Erfahrung zu Wenn Sie z.B wilde Tiere aus größerer Distanz fotografieren wollen, benötigen Sie natürlich ein anderes Objektiv. Hierfür geeignet ist ein Teleobjektiv mit 300 mm Brennweite oder mehr. Je länger die Brennweite, desto lichtschwächer sind im allgemeinen die Objektive, da bei gleicher Lichtstärke mit zunehmender Brennweite der Durchmesser der Frontlinse linear zunimmt, was aus Preisgründen oft nicht möglich bzw. bezahlbar ist. Extreme Teleobjektive mit vernünftiger Lichtstärke sind ohnehin schon teuer genug. Ein Objektiv 2,8/300mm (d.h. 300 mm Brennweite und Lichtstärke 1:2,8) ist kaum unter Landschaftsfotografen greifen hingegen sehr gerne auch (aber nicht nur!) zu extremen Weitwinkelobjektiven, um die Weite der Landschaft noch zu verstärken. Auch diese Objektive sind aufgrund der geringen Stückzahlen und des komplizierten Aufbaus nicht gerade billig. Extreme Objektive, egal ob Tele- oder Weitwinkelobjektive, sind oft aus technischen Gründen nur mit fester Brennweite erhältlich. Hobby-Astronomen werden nur ein Kameragehäuse benötigen aber kein Objektiv. Denn das Objektiv ist in diesem Fall das Teleskop, das natürlich eine (mechanische) Anschlußmöglichkeit für eine Kamera besitzen muß. Gleiches gilt für Mikroskope. Sofern Sie nicht für solche speziellen Aufnahmen eine Kamera suchen, würde ich Ihnen zum Start wie oben beschrieben ein Zoom-Objektiv mit einer Brennweite zwischen 28 und ca. 100 mm empfehlen, das bei keiner Brennweite eine geringere Lichtstärke als 1:4,0 besitzt. Im Laufe der Zeit werden Sie dann erkennen, ob ein zusätzliches Objektiv mit kürzerer oder längerer Brennweite erforderlich ist. Vor einem typischen Anfängerfehler möchte ich Sie an dieser Stelle warnen: Oft genug möchte man "möglichst viel aufs Bild bringen" anstatt sich auf das Wesentliche zu beschränken, d.h. man benutzt unnötig oft den Weitwinkelbereich. Deshalb sollten Sie gut überlegen, ob die Anschaffung eines Superweitwinkelobjektivs wirklich notwendig ist. Wenn Sie aber merken, daß Sie eine größere Brennweite wirklich benötigen, sollten Sie nicht lange überlegen, sondern sich eines kaufen. | ||||||||||||||||||||||||||||
|
Alle Angaben in Zusammenhang mit dieser Site wurden nach bestem Wissen und Gewissen gemacht. Trotzdem kann hierfür keine Haftung übernommen werden. Schadenersatzansprüche jeglicher Art sind grundsätzlich ausgeschlossen. Alle Bilder und Texte sind urheberrechtlich geschützt und Eigentum von Chr. Caspari (sofern nicht anders gekennzeichnet). Es gelten die allgemeinen Mitteilungen über Fehler sind stets willkommen (Kontaktmöglichkeiten siehe Letztes Update dieser Seite: 01.10.2023 (Untergeordnete Seiten können aktueller sein) |