C41-Sonderentwicklung |
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AllgemeinesObwohl die Arbeitsanweisung für den Prozeß C41 kaum Spielraum läßt, lassen sich Negativfilme, die hierin entwickelt werden, trotzdem etwas weicher oder härter entwickeln. Allerdings verläßt man dabei fast immer die C41-Spezifikation. Sofern Sie die Filme selbst weiterverarbeiten, braucht Sie das nicht weiter zu stören, da Sie lediglich die Filterung ein wenig anpassen müssen. In einem kommerziellen Labor in Auftrag gegebene Abzüge werden dann allerdings qualitativ schlechter ausfallen, da dort von gewissen Standards ausgegangen wird, die durch die Sonderentwicklung möglicherweise nicht eingehalten werden.Eine besondere Variante ist die Umkehrentwicklung im Prozeß E6, der eigentlich für Diafilme gedacht ist. Man erhält als Ergebnis harte Bilder in Komplementärfarben. Man wird dieses Verfahren allenfalls für Verfremdungen und Experimente verwenden. GradationsänderungIm Originalprozeß C41 zwar nicht vorgesehen, aber trotzdem in gewissen Grenzen möglich ist die Gradationsbeeinflussung des Films. Heutige Filme haben oft eine steile Gradation, d.h. geben Farben sehr plakativ wieder. Wer Übertreibungen haßt und eher die zarten, pastellartigen Farbtöne bevorzugt, wird eine weichere Gradation wünschen. Insbesondere für die Portraitfotografie ist dies wünschenswert. Wenn man bereit ist, ein wenig Filmempfindlichkeit zu opfern, kann man einfach die Entwicklungszeit ein wenig kürzen.Umgekehrt kann es wünschenswert sein, die Gradation noch steiler zu machen. Dies können Sie dadurch erreichen, daß Sie die Entwicklungszeit ein wenig verlängern, wobei man sogar ein wenig Empfindlichkeit gewinnt. Eine weitere Möglichkeit zur Gradationssteigerung ist die sogenannte Andersson-Entwicklung. Man sollte aber immer im Hinterkopf behalten, daß diese Verfahren nicht der Typentwicklung entsprechen und mit negativen Konsequenzen zu rechnen ist. Am ehesten auftreten wird bei deutlich veränderter Entwicklungszeit ein Farbkippen. Darunter versteht man eine unterschiedlcihe Steilheit der drei Farbschichten, die nur bei typgemäßer Entwicklung in guter Näherung parallel verläuft. In der Praxis wird man beobachten, daß z.B die dunklen Stellen eines beispielsweise neutralgrauen Objekts (dabei fällt es am ehesten auf) einen Farbstich aufweisen, während die hellen Stellen des gleichen Objekts einen meist komplemetärfarbigen Farbstich zeigen, obwohl die Stellen mit mittlerer Helligkeit neutralgrau gefiltert sind. Dieses Farbkippen ist am Vergrößerer nicht ausfilterbar! Bevor man dies sozusagen am lebenden Objekt ausprobiert, ist es in jedem Fall empfehlenswert, den verwendeten Filmtyp einzutesten. Hierzu stellt man die angegebene Filmempfindlichkeit ein und macht mehrere Aufnahmen einer Graukarte. Einmal mit normaler Belichtungseinstellung, dann mit 1, 2 und 3 Blenden Unterbelichtung und ab da in einem Abstand von 1/3 Blende bis zu 5 Blenden Unterbelichtung. Der Grad der Unterbelichtung sollte auf dem Negativ erscheinen, d.h. man beschriftet einen sehr kleinen selbstklebenden Zettel (z.B. "Scotch Post-It") und klebt ihn so auf die Graukarte, daß er ganz am Rand des Negativs erscheint (im Sucher kontrollieren). Zuletzt macht man mindestens eine Aufnahme eines typischen Motivs mit normaler Belichtungseinstellung, das man mit reduzierter Gradation ablichten möchte. Wenn man im Dunkeln die Kamerarückwand öffnet, ohne den Film zurückzuspulen, kann man den Film knapp am Patronenmaul abschneiden. Wenn man nun die Funktion "Film zurückspulen" aktiviert, kann man das Filmstück von der Aufwickelspule ziehen. Bei Kameras ohne Motor läßt sich das Filmstück ohne weitere Maßnahmen abspulen. Die Patrone mit dem restlichen Film kann man später im Hellen wiederverwendungsfähig machen. Man zieht den Film wenige Zentimeter aus der Patrone und schneidet mit einer Schere den Filmanfang in eine Form wie bei einem neuen Film. Das im Dunkeln abgetrennte und in die Entwicklungsdose eingespulte Filmstück entwickelt man bei reduzierter (z.B. 2 min 45 s) oder verlängerter (z.B. 3 min 45 s) Entwicklungszeit. Nach der Trocknung überprüft man die einzelnen Aufnahmen im Vergrößerer. Dazu nullt man zuerst das hierzu erforderliche Belichtungsmeßgerät in einem Zwischenraum zwischen zwei Aufnahmen. Dann fertigt man einen farbneutralen Abzug der normal belichteten Aufnahme an und beläßt den Vergrößerer in dieser Farbeinstellung. Den nächsten Abzug macht man von der überbelichteten Aufnahme: Einmal mit der gleichen Belichtungszeit wie derjenige der normal belichteten Aufnahme und einmal so, daß sich die gleiche Helligkeit wie der Abzug der normal belichteten Aufnahme ergibt. Sodann fängt man bei der stärksten Unterbelichtung an und mißt die Dichte. Sofern sie die gleiche Dichte wie der Zwischenraum hat, mißt man die nächste Aufnahme und macht solange weiter, bis man diejenige gefunden hat, die eine ungefähr 0,10 log D höhere Dichte besitzt. Zu dieser Aufnahme sucht man den Grad der Unterbelichtung und merkt ihn sich. Von der Aufnahme mit im Vergleich hierzu um eine Blende geringeren Unterbelichtung fertigt man zwei Abzüge an: Einmal mit der gleichen Belichtungszeit wie derjenige der normal belichteten Aufnahme und einmal so, daß sich die gleiche Helligkeit wie der Abzug der normal belichteten Aufnahme ergibt. Zur Vervollständigung kann man gleiches mit derjenigen Aufnahme wiederholen, die wiederum 1 Blende weniger unterbelichtet ist. Beim anschließenden Vergleich der getrockneten und beschrifteten Abzüge kann man dann sehen, ob sich durch die veränderte Entwicklungszeit ein Farbkippen, d.h. eine Farbabweichung abhängig vom Grad der Unter- bzw. Überbelichtung, eingestellt hat. Sofern sich keine sichtbare Farbabweichung ergeben hat, hat dieser Filmtyp die gewählte Entwicklungszeit problemlos verkraftet. Zusätzlich kann man weitere Aufnahmen mit 2 und 3 Blenden Überbelichtung machen, um zu überprüfen, ob sich bei Überbelichtung ein sichtbarer Farbkipp einstellt. Von der Testaufnahme eines typischen Motivs fertigt man einen Abzug an, um einen optischen Eindruck zu gewinnen. Wenn man von dem gleichen Motiv eine weitere Aufnahme macht und den Film nach Vorschrift entwickelt, hat man eine gute Vergleichsmöglichkeit. Falls der Effekt Ihren Wünschen entspricht und das Farbkippen sich nicht störend bemerkbar macht, können Sie bei diesem Filmtyp in Zukunft die gewählte Entwicklungszeit zur Gradationsreduzierung verwenden. Bei zu schwachem oder zu starkem Effekt können Sie einen weiteren Durchgang mit weiter reduzierter oder wieder etwas verlängerter Entwicklungszeit starten. Wundern Sie sich nicht, wenn plötzlich die Ergebnisse schlecht werden: Ab und an stellen die Hersteller ihre Filme um, ohne daß dies bekanntgemacht wird. UmkehrentwicklungAnstatt einen Farbnegativfilm im hierfür geeigneten Prozeß C41 zu entwickeln, können Sie ihn auch im Prozeß E6, entwickeln bzw. entwickeln lassen. Dieser wird normalerweise für die Entwicklung von Diafilmen verwendet. Das Resultat sind Negative, die an ein Dia mit einem vorgesetzten Farbfilter erinnern. Hiervon können Sie auf ganz normalem Wege Abzüge anfertigen. Sie erscheinen in Komplementärfarben und haben einen sehr hohen Kontrast. Bildmäßig sind sie kaum verwendbar. Wer aber experimentieren will, kann auf dieser Basis interessante, plakative Effekte erzielen.Wenn Sie die Filme nicht selbst entwickeln wollen, können Sie sie in jedem kommerziellen Labor abgeben. Weisen Sie darauf hin, daß der Film nicht im Prozeß C41 sondern E6 entwickelt werden soll. Das wird wohl darauf hinauslaufen, daß die Filmpatrone flächendeckend mit einem Aufkleber o.ä. abgeklebt und mit der Aufschrift "E6" versehen wird. Übrigens ist es für den Prozeß E6 nicht schädlich, wenn ab und zu ein Film willentlich falsch entwickelt wird. | |||||||||||||||||||
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